Wutzow / Osowko

Ausgewiesen im Meßtischblatt Nr. 2061/2162, liegt fünfzehn Kilometer südlich von Belgard an der nach Bad Polzin führenden Hauptstraße. Der nächstgelegene Bahnhof Kiefheide an der Eisenbahnlinie Neustettin – Belgard ist über einen fünf Kilometer langen Waldweg durch die Vietzower Forst zu erreichen. Der Ort ist in die hügelige Landschaft des Pommerschen Landrückens eingebettet; in unmittelbarer Nähe hat sich die Persante ihren Weg durch ein tiefes Tal gesucht, das ob seiner Schönheit als »Wutzower Persante-Tal« weithin bekannt geworden ist. Es war ein in sich Ruhe und Frieden bergendes Bild, das sich den zahllosen Ausflüglern bot, wenn sie von der Dorfstraße aus weit in das malerische Persante-Tal blickten. Daneben lud die große Vietzower Forst, von der Natur mit einem artenreichen Wildbestand und vielen Waldfrüchten ausgestattet, zum Wandern in »himmlischer« Ruhe ein. Viele Landsleute tragen dieses unvergessene Bild einer pommerschen Landschaft noch heute in ihren Herzen. Nach den ausgedehnten Wanderungen luden die Gasthöfe Gützlaff und Klug zur Einkehr und zur Erholung ein.

Das Persantetal bei Wutzow

Nach der Besiedlung im 12. Jahrhundert war Wutzow zunächst ein Lehen der Familie von Kleist. Im Jahre 1784 bestand es aus dem Rittergut sowie acht gutsabhängigen Bauern und einem Kossäten. Damals gehörten noch das Vorwerk Diek mit Schäferei und das Feldgut Zuchen, das spätere Heinrichshain, zum Gutsbezirk. 1801 verkaufte die Familie von Kleist Wutzow an Karl von Ingerleben, später wechselte es noch mehrfach den Besitzer. Im Jahr 1812 hatte der Ort unter dem Rückzug der französischen Armee aus Russland schwer zu leiden. Nach der Landreform des Freiherrn vom Stein und mehreren Rezessen, dem letzten vom 20. April 1859, wurden die ersten Bauern frei. Mitte des 19. Jahrhunderts sind bereits 24 überwiegend selbständige Bauernwirtschaften verzeichnet. Seinerzeit hatte Wutzow 249 Einwohner in 23 Wohngebäuden aufzuweisen. Neben dem Ort selbst werden noch die Vorwerke Karlshof, Kuhwiese (auch Zuchendiek genannt) und Diek genannt. Bis zum Jahr 1939 verdoppelte sich die Einwohnerzahl auf 564 Personen in 141 Haushaltungen. Wutzow war ein stattliches Bauerndorf mit vielen neuen Ansiedlungen geworden. Nahezu fünfzig Flurnamen aus seiner weitläufigen Feldmark sind bis heute überliefert, von denen hier nur einige besonders markante wiedergegeben werden können: Aasgraben, Bramkoppel, Brosotz, Grabutskuhlen, Grüner Born, Machten, Katenberg, Persanteberg, Kuhlen, Lakon, Latzken, Muschilkenborn, Püttenberg, Schüttufer, Strehlows Börning, Tasche, Umlauf, Wallberg und Zigeunergrund.

Gruss aus Wutzow 1912 und 1923

Die Landgemeinde Wutzow entstand 1928 aus der bisherigen Gemeinde und den Gutsbezirken Wutzow, Bergen und Woldisch Tychow. Letzter Bürgermeister war Artur Priebe, als Amtsvorsteher war Erich Siefert tätig. Er wurde von Albert Kühn, zugleich Standesbeamter, vertreten. Stellvertretender Standesbeamter war Erich Siefert. Landjägermeister Stein als zuständiger Ordnungshüter hatte seinen Wohnsitz ebenfalls in Wutzow. Der Sportverein wurde von Hermann Winkel geleitet, Gemeindebrandmeister Karl Gützlaff führte die Freiwillige Feuerwehr. Der Imkerverein hatte als Vorsitzenden im allgemeinen einen Lehrer, der auch aus einem der umliegenden Orte stammen konnte. Wutzow war eingepfarrt zu Woldisch Tychow.

Wutzow wurde Anfang März 1945 kampflos von russischen Truppen besetzt. Die deutsche Bevölkerung war kurz zuvor geflohen, wurde jedoch schon bald von der russischen Front eingeholt und mußte umkehren. Die Männer zwischen sechzehn und sechzig Jahren wurden in Richtung Osten verschleppt, alle übrigen Bewohner mussten Zwangsarbeit in der Landwirtschaft leisten. Als im zeitigen Frühjahr 1945 die Kuhherden nach Osten getrieben werden sollten, wurden dafür junge Mädchen und Jungen zwangsrekrutiert. Die am Ort verbliebenen Menschen erlebten eine schreckliche Zeit, einige schieden freiwillig aus dem Leben, indem sie in die Persante gingen. Heute sind viele Gebäude abgerissen oder dem Verfall preisgegeben, auch Wutzow hat wie viele Dörfer in Pommern sein Gesicht völlig verändert.

Quelle: Der Kreis Belgard

Wutzow 1867
Zu Wutzow gehörte das Vorwerk Carlshof.

Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien