Sager / Zagorze

Rittergut und Bauerndorf zwölf Kilometer südwestlich von Belgard an der Kleinbahnstrecke Rarfin – Belgard (Meßtischblatt Nr. 2061). Im Norden der Gemarkung bildete der Flusslauf des Krummen Wassers die Grenze zum Landkreis Kolberg-Körlin, in früheren Jahren zum Fürstentum Cammin. Sager liegt versteckt hinter Bergen und Wäldern, der Ortsname wird deshalb mit dem slawischen »Sa-gora« -jenseits des Berges – in Verbindung gebracht. Im Jahr 1628 wird der Ort urkundlich als ein Alt – Podewilser Lehen ausgewiesen, zugleich werden allerdings auch Hans Friedrich von Platows Erben genannt. Später gehörte Sager beiden Familien als Lehen. Am 24. Oktober 1794 wurde Friedrich Wilhelm von Podewils für 15 000 Taler alleiniger Eigentümer. 1844 wurde Sager für 50000 Taler von Johann Ferdinand Ramthun erworben, der es gegen Ende des Jahrhunderts an Max von Hewaldt weiterverkaufte. Letzter Eigentümer von 1908 bis 1945 war die in Podewils wohnhafte Familie von Holtzendorff. Eine im Jahre 1867 durchgeführte Zählung ergab für Sager 208 Einwohner, 25 Wohnhäuser und 21 Wirtschaftsgebäude. Am 1. Januar 1865 auf dem Gut und im Dorf 39 Pferde, 102 Rinder, 1390 Schafe, 48 Schweine, 1 Ziege und 26 Bienenstöcke. Auf den ertragreichen Böden wurde überwiegend Getreide angebaut. Das Gut erzielte zusätzlich mit Zwiebelanbau beträchtlichen Erfolg. Neben dem üblichen Viehbestand wurde eine 2590 Kopf starke Schafherde gehalten. Die vier Hektar großen Teiche waren mit Karpfen und Karauschen besetzt, frische Forellen lieferte das Krumme Wasser.

Zahlreiche Flurnamen und ihre jeweilige Bedeutung sind mündlich überliefert worden: Dornsteich, Schusterteich, Discherdiek, Schafwäsche, Eichsoll, Klürkesoll, Spiekerssoll und Spiekersberg, Fichtberg, Kellerberg (Im Berg befand sich früher ein geräumiger Keller des Gutes Sager, in dem man sogar mit Pferd und Wagen bequem umherfahren konnte; 1884 abgebrochen.), Voßberg, Langer Berg, Hopfenberg, Boaremaue = Bärenmoor, Postweg (Hier fuhr früher die Post von Köslin zur damals neumärkischen Stadt Schivelbein.) und Heftsoll.

Das Gutshaus

Der Gutsbezirk und der Gemeindebezirk sind 1928 zur Landgemeinde Sager zusammengelegt worden. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden zuletzt vom Gutsbetrieb, der ab 1930 an Gustav Lindenbein, Schwiegersohn von Frau von Holtzendorff, verpachtet war, und sechs bäuerlichen Betrieben mit Größen von 25 bis 31 Hektar bewirtschaftet. Die Kartoffelernte des Gutes wurde überwiegend in der Gutsbrennerei in Podewils verarbeitet, die anderen Erzeugnisse wurden in Belgard abgesetzt. Im Jahr 1939 wohnten im Ort 177 Einwohner in 39 Haushaltungen. Kirchlich gehörte Sager zu Rarfin. Die bereits vor 1867 gebaute Schule wurde lange Jahre von Lehrer Manke geleitet, ihm folgten die Schulleiter Otto Kirchhoff, Guido Ruhnke und Johannes Leschke. Bürgermeister war Albert Schneider, der zuständige Pastor Günter Henning wohnte in Rarfin. Weitere öffentliche Ämter versahen Amtsvorsteher Richard Schröter und sein Vertreter Karl Göttel aus Natztow, die Standesbeamten Otto Elert und Wilhelm Eichstädt aus Rarfin sowie Oberlandjäger Karl Bark aus Podewils. Als Gemeindeschwester war Margarete Wittmann aus Podewils tätig. Die Freiwillige Feuerwehr sorgte für den Brandschutz und veranstaltete dörfliche Feste.

Sager wurde am 3. März 1945 kampflos und ohne Zerstörungen von russischen Truppen besetzt. Noch im gleichen Monat wurden zahlreiche männliche Bewohner verschleppt, im Laufe des Sommers rückten Polen nach und beschlagnahmten nahezu das ganze Hab und Gut der deutschen Bevölkerung. Ab Herbst 1945 wurden die restlichen deutschen Bewohner aus ihrer angestammten Heimat vertrieben. Das Gutshaus, während der Regierungszeit Friedrich II. von Preußen erbaut und 1924 unter Aufsicht des Architekten Paul Schaeffer grundrenoviert und ausgebaut, ist heute noch einigermaßen erhalten, einige weitere Gebäude sind ebenfalls dem Schicksal des Abbruchs und des Zerfalls entgangen.

Quellen:

Der Kreis Belgard
Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien

Namensregister Standesamt Rarfin 1874 – 1887