Repzin / Rzepczyno

Mit Gut Barenwinkel und Siedlung Brandenbruch, zehn Kilometer südöstlich von Schivelbein am Strittkenbach, der in seinem Ursprung als Grandbach bezeichnet wurde und durch den Repzin’schen See weiter in den See bei Venzlaffshagen fließt. Das Gut Barenwinkel liegt nordöstlich von Repzin und ist aus der früheren Schäferei Lankenhaken entstanden. Eigentümer war Otto Busse, der 1933/1934 kurzfristig Landrat des Kreises Belgard – Schivelbein wurde. Die Siedlung Brandenbach liegt südöstlich von Repzin am Rande der Klanziger Forst.

Bahn- und Poststation: Schivelbein

Messtischblätter: Schivelbein 2260, Labenz 2360 und Wusterwitz 2361

Aus der Geschichte:
Im »Repziner See« liegen die Reste eines Burgwalles. Sie waren als kulturgeschichtliches Denkmal bezeichnet. Repzin wird im Landbuch der Neumark 1337 erstmalig erwähnt, zum Lande Schivelbein gehörend. 1500 werden die Gevattern Rützen von Kurfürst Joachim und Markgraf Albrecht mit 27 1/2 Hufen im Dorfe belehnt, sie leisten 1565 Rossdienste im Kreise Schivelbein. Von Friedrich dem Großen erhielt der Besitzer von Repzin, von Bonin, 9000 Taler königliche Gnadengelder. 1786 wurde das Gut für 7 605 Taler, 1885 für 400000 Mark verkauft. Rezeß 1823. Gutsherr von Gembicky. Sieben Bauern behalten die Hälfte ihrer Ländereien, drei Kossäten behalten ihren Besitzstand gegen Rente, insgesamt 550 Morgen Acker und 430 Morgen Weide. Sie leisten Hilfsdienste und Bauten.

Brotbacken 1928

1845 Besitzer Müller, 1851 Gustav Pretzell. 1843: 181 Einwohner. 1884: fünf Bauern, ein Halbbauer, ein Kossät, zwei Halbkossäten, zwanzig Eigentümer. 1882: eine Mühle, eine Ziegelei. 1882: Postagentur und Telegraf. 1898 Parzellierung von 805 Hektar für Einzelsiedler. 1939: Ländliche Spar- und Darlehenskasse Repzin.

Die Kirche ist am Anfang des 17. Jahrhunderts aus Findlingen erbaut worden. Der Deutsch-Israelische Gemeindebund unterhielt in Repzin eine Erziehungsanstalt. Als sie 1927 in einen Vorort von Berlin verlegt wurde, kaufte der Kreis Schivelbein das Anstaltsgrundstück mit 7,5 Hektar Land und weihte nach Umbau 1929 ein Alters-, Siechen-, Klein- und Sozialrentnerheim für sechzig bis siebzig Personen ein. Angeschlossen war ein Lungenkrankenhaus mit 29 Betten.

Einwohnerzahlen:
1925: 541 Einwohner in 76 Wohnhäusern mit 106 Haushaltungen
1939: 535 Einwohner in 108 Haushaltungen

Vielen ehemaligen Repziner Einwohnern ist heute noch die Sage vom letzten Ritter von der Mildenburg bekannt, der als Günther von Briesen vor vielen hundert Jahren auf Schloß Repzin lebte. Alles, was er von hier aus mit Augen sehen konnte, nannte er sein eigen: Repzin, Karsbaum, Labenz, Briesen, Kussenow und Schlönwitz.

Die Flurnamen in der Reihenfolge ihrer geschichtlichen Überlieferung: Lauseberge, Brandenbruch, Bolzen-Bach, Burgwerder, Der schierige Werder, Der Schwarzsee, Bei der Bornback, Hundeborn, Fibritzken-Werder, Die Hölle, Kuglitzken-Kolk, Katstarts-Soll, Kafken-Berg, Kukugs-Möß, Feldbröcksche Berg, Schmiede-Berg, Hölke-Soll, Der Donenow, Der Panzitsch, Der Papenwerder, Die Schinderkuhle, Die Techlinschen Kaveln, Pracherbusch-Kaveln, Lumpenberg, Liß-Soll und Streitsand (Der Sand war Gegenstand eines Streites, bis der Müller von Repzin den Eid leistete: »Der Sand, auf dem ich stehe, gehörte schon meinem Vater!« Er hatte aber in seinen Holzpantoffeln Sand vom väterlichen Grundstück und stand somit buchstäblich auf dem väterlichen Sande).

Einwohnerverzeichnis mit Ortsplan und Plan der Umgebung

 Neben dem Gut Barenwinkel mit 134 Hektar waren vierzehn weitere Betriebe mit einer Nutzfläche von über zwanzig Hektar ansässig. Neben der Bewirtschaftung des leichten bis mittelschweren Bodens boten die saftigen Wiesen nordwestlich der Ortslage gute Voraussetzungen für eine intensive Viehhaltung.

Die recht große Entfernung nach Schivelbein ließ am Ort zahlreiche Handwerks- und Handelsbetriebe entstehen: Damenschneiderinnen Ida Ziebell und Helene Bärwald (später verehelichte Schmied; der Ehemann war Herrenschneider), Schmiede Otto Frömming, Schuhmacherei Paul Dahlke, Stellmacherei Otto Mau, Tischlereien Franz Timm und Otto Becker, Baugeschäft Fritz Rückforth / Erich Maronde. Paul Stelter betrieb ein Lebensmittelgeschäft mit Schankwirtschaft und Saalbetrieb, die Eiersammelstelle verwalteten Anna Timm und Hanna Plamann. Die Poststelle wurde von Maria Völz betreut, Walter Schewe leitete bis Kriegsbeginn die örtliche Spar- und Darlehenskasse. Paul Stabenow hatte das Bürgermeisteramt inne, Ortsbauernführer war Helmut Ackermann. Die Schule wurde bis 1938 von Willi Weber, anschließend bis September 1939 von Max Fröhlich, danach von Paul Genz aus Briesen später zusätzlich von Herrn Vierkannt aus Venzlaffshagen geleitet. Pastor Wilhelm Rohde aus Labenz betreute die Kirchengemeinde, unterstützt vom Kirchendiener Franz Plamann. Das Alters-, Tuberkulose- und Siechenheim des Landkreises Belgard mit rund hundert Bewohnern wurde durch Verwalter Berthold Reiche und Oberschwester Minna geleitet. Letztere nahm auch soziale Aufgaben in der Gemeinde wahr. Zur Pflege der dörflichen Gemeinschaft trugen der Gesangverein (Leitung: Willi Weber), der Kriegerverein (Leitung: Ernst König) und die Freiwillige Feuerwehr bei.

Namen und Daten der Gefallenen auf dem Kriegerdenkmal 1914 – 1918

Während der Kriegsjahre waren serbische Kriegsgefangene sowie Polen und Zivilrussen als Fremdarbeiter in den landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Am 4. März 1945 wurde Repzin von einer aus Richtung Briesen heranrückenden russischen Einheit besetzt. Dabei wurden viele sich im Ort aufhaltende ostpreußische Flüchtlinge mit ihren Treckwagen überrannt. Die aus dem Ruhrgebiet evakuierten »Bombenflüchtlinge« konnten noch Anfang März 1945 die Heimreise antreten, während den einheimischen Ortsbewohnern die Flucht versagt blieb. Im Ort wurde eine russische Kommandantur eingerichtet, die sechzehn- bis sechzigjährigen Männer wurden verschleppt und kehrten nicht mehr zurück. Nach der Besetzung der Häuser flohen einige Einwohner noch im Jahr 1945, der Rest wurde 1946 vertrieben.

Repzin auf der von Schmettau`schen Karte von 1780

Die Bauern von Repzin

1823
7 Bauern, 3 Kossäten
Blank, Blank, Ewerth, Klemp, Plamann, Berwald, Bunn

1884
5 Bauern, 1 Halbbauer, 1 Kossät, 2 Halbkossäten, 20 Eigentümer
Schellin, Brandt, Berwald, Blank, Blank, Kriesen

siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom 28.5.1830

Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98