Klötzin / Klodzino

mit dem Rittergut Dolgenow

Klötzin mit dem Rittergut Dolgenow liegt zwölf Kilometer nördlich von Schivelbein im Nordostzipfel des ehemaligen Landkreises Schivelbein abseits der Durchgangsstraßen.

Bahnstation: Nelep
Poststation: Schivelbein
Meßtischblatt: Arnhausen 2161

Eine Postkarte von 1912

Aus der Geschichte:
1370 verschreibt Markgraf Otto der Gattin Johann von Wedels von Schivelbein das Dorf Klötzin zum Leibgedinge, 1479 wird es während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg und Pommern eingeäschert. 1540 gelangt es mit dem fürstlichen Amt Schivelbein in den Besitz des Johanniter-Ordens, 1602 erhält der Junker Henning Reich von Joachim Friedrich den Lehnbrief über das Amt Karthaus, zu dem auch Klötzin gehört. Diesen Besitz erwirbt 1621 Lorenz von Wachholz, erbsessen auf Dargislaff (s. a. Grössin). Von dessen Erben wird Klötzin vermutlich 1654 verkauft. Im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlief die Pferdepostlinie Schivelbein – Körlin durch Klötzin. Rezeß 1831. Gutsherren: Klötzin A: Weylandt, Klötzin B: von Braunschweig. Fünf Bauern mit der Hälfte ihrer Ländereien. 1884 besteht davon noch ein Hof. 1843: 205 Einwohner. Nach dem Ersten Weltkrieg Zusammenlegung beider Güter, Gesamtfläche: 812 Hektar. 1925 Modernisierung der Straße nach Schivelbein und Körlin. Klötzin hat die Zweitälteste (1588) und schönste Fachwerkkirche im Kreise.

Die Kirche

Einwohnerzahlen:
1925: 365 Einwohner in 27 Wohnhäusern mit 69 Haushaltungen
1939: 342 Einwohner

Im Jahre 1928 gehörte das Rittergut Max Ponath, später der Familie Dingerdissen. Weitere drei landwirtschaftliche Betriebe wurden von Albert Klander, Johannes Klander und Ewald Schülke bewirtschaftet. Der leichte Boden bot sich für eine intensive Viehhaltung an. So gehörten im Jahr 1928 zum 856 Hektar großen Gut 65 Pferde, 120 Milchkühe, 28 Rinder, 135 Schweine und 450 Schafe. Die 229 Hektar großen Forsten gingen in die benachbarten Waldungen der Gemarkungen Podewils und Glötzin über und wiesen einen artenreichen Hoch- und Niederwildbestand auf.

An Flurnamen sind überliefert: Pfaffen-Soll, Birk-Soll, Tiefes Soll, Fisch-Soll, Altes Moor, Brand-Soll, Das Quade-Soll, Popp-Wiesen, Die rauhen Berge, Stabke-Graben, Stabke-Berg, Reh-Hagen, Klapitschen-Soll, Steinberg, Kinder-Soll, Kuhnaben, Galgenberg, Hölle (Senke im Wald), Stadtberg, Schulte-Soll, Spasadiek, Lauf (Bach), Ellereih, Schmiedkamp, Potken-Wiese und Dreiortsmal.

Erwähnenswert sind die vorgeschichtlichen Funde und die Sage vom Glitschstein bei Klötzin.

Die Schule

Beeindruckend war der Höhenzug des Pommerschen Landrückens mit dem Klorberg (177 Meter) als der höchsten Erhebung. Der hohe, hölzerne Aussichtsturm bot einen weiten Blick ins Land und wurde trotz Verbotes von den Ausflüglern immer wieder bestiegen. Der Landrat des Kreises Belgard-Schivelbein, Dr. Braun, war ein gern gesehener Jagdgast in dieser Gegend und wurde auf eigenen Wunsch nach seinem plötzlichen Tod im Jahre 1933 auf dem Friedhof in Klötzin beigesetzt.

Dolgenow (Rittergut)

Dolgenow liegt nordwestlich von Klötzin. Es ist ebenfalls im Tauschvertrag mit dem Johanniter-Orden vom Jahre 1540 als Dolgenow mit aufgeführt, im Jahre 1621 wurde Lorenz von Wachholz auch mit Dolgenow belehnt. Im Jahre 1804 wird Christoph Radüge als Eigentümer von Dolgenow erwähnt, der außerdem Retzin im Kreis Belgard besitzt. Im Jahre 1807 werden Leutnant von Braunschweig und die Gemeinde mit neun Hufen zur Kontribution veranlagt. 1861 haben die Witwe von Braunschweig und Frau von Borcke, geborene von Braunschweig Dolgenow und Klötzin B. geerbt. Im Jahre 1928 war Ernst Schmeling Besitzer des Rittergutes mit einer Größe von 744 Hektar und folgendem Viehbestand: 37 Pferde, vierzig Milchkühe, siebzig Rinder, 250 Schweine und dreihundert Schafe. Der Forst war dreihundert Hektar groß.

An Flurnamen sind überliefert: Pröttel (Sumpfloch), Hegemösse, Weidbruch, Hunnskennest, Zöskenberg, Birnbaum (Gehöft), Kalkofenberg (frühere Ziegelei und Kalkofen), Ziegelberg, Heukaten, Bornwiese, Haselbruch, Spillerdruck, Eßberg, Herrenberg, Straßenberg, Scheutmöss, Aalwiese, Schulzenknick, Nesselberg, Kapnis-Berg, Schwarzer Berg, Gotsch-Bruch, Sandfichten, Kaddow (Wasserloch), Schulzen-Soll, Flöz-Bach und Hölle.

Gewerbliche und handwerkliche Betriebe waren nicht vorhanden, das Gut beschäftigte eigene Handwerker. Den Gasthof in Klötzin bewirtschaftete Gustav Blank. Bürgermeister war seit vierzig Jahren Albert Klander, Ortsbauernführer Ewald Schülke. Die Gläubigen wurden von Pastor Rößler, Nelep, betreut. In den Kriegsjahren wurde Lehrer Ulrich Behling durch Katharina Prochnow vertreten. Das neue, ansprechende Schulgebäude am Wege nach Neuhof / Podewils enthielt eine erwähnenswerte Käfer- und Raupensammlung.

Zur Entlastung der in der Landwirtschaft tätigen Mütter war ein sogenannter Erntekindergarten eingerichtet. Die Pflege der dörflichen Gemeinschaft oblag dem Schützenverein.

Am 4. März 1945 marschierte die russische Armee ohne größere Kampfhandlungen in Klötzin ein. Viele Häuser wurden verwüstet, die Einwohner in zwei Häusern zusammengetrieben. Nach der Vertreibung am 27. und 28. März 1946 verfielen die Orte Klötzin und Dolgenow mehr und mehr, auch die Kirche wurde abgerissen.

Die Bauern von Klötzin

1831
5 Bauern
Klander, Weyland, Böttcher, Puphal, Klempin

1884
1 Bauer, 6 Eigentümer
Raddatz, Neitzke, Klander, Klander

siehe auch
Auszüge aus dem Schriftverkehr der Synode Schivelbein 1821 – 1921
Schreiben vom 28.12.1870

Quellen:
Der Kreis Belgard, Celle 1989
Johannes Hinz, Pommern Wegweiser, Würzburg 1992
Dr. A. Zechlin, Die historische Enwicklung der bäuerlich gutsherrlichen Verhältnisse, Baltische Studien 35, S. 33 – 98