Burzlaff / Borzyslaw

Guts- und Bauerndorf achtzehn Kilometer südöstlich von Belgard, liegt unmittelbar an der Kreisstraße Groß Tychow – Belgard. Nächstgelegene Bahnhöfe sind Groß Tychow und Kiefheide an der Eisenbahnstrecke Belgard – Neustettin. Am Ortsrand des Dorfes fließt die Leitznitz vorbei, die in früheren Jahren die Antriebskraft für eine nahegelegene Wassermühle lieferte. Die Gemarkung Burzlaff ist im Meßtischblatt Nummer 2063 ausgewiesen.

Die Post- und Eisenbahnstation war in Groß Tychow.

In alten Urkunden aus dem 13. Jahrhundert wird der Ort noch Burizlaf genannt. Seit dieser Zeit ist das Rittergut nachweislich im Eigentum der Familie von Versen. Der endgültige Familienname hat sich aus den Schreibweisen Vertze, Vertzen, Forcen und Versen entwickelt. Letzter Eigentümer 1945 war Friedrich von Versen, er wurde ein Opfer der Besetzung der pommerschen Heimat durch russische Truppen.

Die weitläufige Ackerflur mit ihren überwiegend leichten, teilweise auch lehmhaltigen Böden wird immer wieder durch saftiggrüne Wiesen und Weiden, Moor-und Waldflächen aufgelockert. Durch einen Urnenfund im Frühjahr 1918 auf dem Burzlaffer Kirchhof am Fuße des Steinberges wird die frühe Besiedlung in der vorrömischen Zeit um 400 bis 100 Jahre vor Christi nachgewiesen. Nicht zuletzt wurde Burzlaff auch durch den sogenannten Stallstein in gewisser Weise berühmt.

Dieser Felsbrocken soll von dem großen Stein abgesprungen sein, den der Teufel auf den Bau der Groß Tychower Kirche geschleudert haben soll und der noch heute auf dem dortigen Friedhof zu sehen ist. Die Forschungen nach dem Stallstein, der in einem Scheunenfach liegen soll, wurden durch den Zweiten Weltkrieg verhindert. Überliefert ist eine Vielzahl von Flurnamen, von denen hier nur eine Auswahl wiedergegeben werden kann: Stein-, Fuchs-, Heier-, Hege-, Kamp- und Mühlenberg, Schafwäschteiche, Weiße Brücke, Kiebitzkaten, Lehmfurt, Trift, Mühlenfichten, Brandstelle, Keilkamp, Bocks Winkel, Zieglerland und -wiese, Ziegelei, Riege, Buschkowi (Abbau), Sandkuhle, Insel, Grand, Schmök, Krawatt, Ziegeleifichten und -moor, Mühlenteich, Rieselwiese, Hasselbusch, Oberwiese, Alte Ziegelei, Dornbusch, Zuckergrund und Mühlenkeil.

An Handwerksbetrieben waren Schneidermeister Bruno Beide, Schuhmachermeister Helmut Krause und Baumeister Max Jennrich am Ort ansässig. Die Gastwirtschaft mit Saal betrieb und Kolonialwarenhandel wurde von Otto Lehmann geführt. An vereinsmäßigen bzw. -ähnlichen Zusammenschlüssen ist nur die Freiwillige Feuerwehr mit ihrem Hauptmann Helmut Bahr an der Spitze bekannt. Angesichts der kurzen Entfernung von drei Kilometern waren viele Einwohner Mitglied in einem der Groß Tychower Vereine. Die Kassengeschäfte wurden zunächst von Max Jennrich, später von seiner Tochter Gertrud Kunze erledigt. Im öffentlichen Ämter- bzw. Aufgabenbereich waren Amtsvorsteher Wilhelm Roggenbuck (zugleich Bürgermeister) und sein Vertreter Max Holstein, Ortsbauernführer Herbert Schulz, Standesbeamter Treichel und sein Vertreter Karl Reinke aus Groß Tychow sowie Oberlandjäger Riedel, ebenfalls Groß Tychow, tätig. Pastor Braun aus Groß Tychow war für die Seelsorge zuständig, die einklassige Volksschule leitete Lehrer Wilhelm Lüdtke.

In den Jahren von 1937 bis 1939 wurde im Wald zwischen der Burzlaffer Mühle und Mandelatz ein Flugplatz mit den entsprechenden Gebäuden errichtet. In den ersten Kriegsjahren waren hier deutsche Luftwaffeneinheiten stationiert, später wurden amerikanische und britische Kriegsgefangene untergebracht. In den ersten Märztagen 1945 wurde Burzlaff von russischen Truppen besetzt. Die deutsche Bevölkerung war zwar überwiegend bereits auf der Flucht, sie wurde jedoch in der Gegend Standemin – Schinz – Podewils von der Roten Armee eingeholt und war dort schweren Misshandlungen ausgesetzt. Nach einigen wahllosen Erschießungen wurden alle Männer zwischen sechzehn und sechzig Jahren, soweit sie nach Burzlaff zurückgekehrt waren, in Fußmärschen über Neustettin – Schneidemühl in Richtung Osten verschleppt. Nur wenige von ihnen kehrten krank und gebrochen zurück und berichteten vom Schicksal derer, die dabei ihr Leben ließen. Noch im Jahr 1945 begann die Vertreibung der restlichen deutschen Bevölkerung.

Heute wird Burzlaff vom landwirtschaftlichen Hauptbetrieb in Groß Tychow mit bewirtschaftet. Viele Gebäude sind abgerissen, einige Häuser neu entstanden. Der Friedhof ist zerstört, er gleicht inzwischen einem Urwald. Der frühere Bahnübergang nach Buschkowi und der dorthin führende Weg sind fünfhundert Meter weiter westwärts verlegt worden. Der Weg mündet nun nicht mehr im Ort, sondern am Helerberg in die Straße Belgard – Groß Tychow.

Quellen:
Der Kreis Belgard, S. 363 – 364
Schulmann, Landwirtschaftliches Adressbuch 1905

Die Mitglieder des Gemeindekirchenrates der Parochie Groß Tychow 1880

Verzeichnis der Haus- und Grundbesitzer Burzlaff 1876

Burzlaff 1867
Burzlaff besteht 1867 aus dem Gut, dem Dorf und einer Wassermühle.
Am 22. Juni 1865 werden 36 Wohnhäuser gezählt. Davon 1 herrschaftliches Wohnhaus und 12 gutsherrliche Familienhäuser, sowie 1 Schulhaus.
Die übrigen Wohnhäuser, mit Ausnahme der Wegegeld – Hebestelle bei Kiefheide, gehören den Bauern und verteilen sich wie folgt: 13 im Dorf, 4 auf dem Abbau, und 2 auf der Burzlaffer Mühle.
Zum Gut gehört noch 1 Ziegelofen und 1 Ziegelscheune, zur Mühle gehören 2 Gebäude. An sonstigen Wirtschaftsgebäuden gibt es 33.
Es gibt 409 Einwohner, die sich wie folgt verteilen:
Der Gutsherr mit seiner Familie und den Dienstboten: 13 Personen
Die herrschaftlichen Tagelöhner und Deputanten: 180 Personen in 32 Familien
Im Dorf: 151 Personen in 31 Familien
Die Familie des Lehrers: 3 Personen
Auf dem Abbau: 40 Personen in 8 Familien
Auf der Mühle: 17 Personen in 3 Familien
Im Wegegeldhaus: 5 Personen in 1 Familie

Viehbestand:
Auf dem Gut: 23 Ackerpferde, 3 Kutsch- und Reitpferde, 1 Deckhengst, 2 zweijährige Fohlen, 4 einjährige Fohlen und 4 Saugfohlen.
Die Bauern haben 16 Pferde und 3 Fohlen.
Es gibt 133 Rinder. Davon gehören dem Gut 2 Zuchtbullen, 70 Kühe und 8 Kälber. Der Rest verteilt sich auf die herrschaftlichen Tagelöhner und die Bauern.
Es gibt 1228 Schafe. Davon sind 1005 Merinoschafe und 20 Landschafe im Besitz des Gutes. Der Rest verteilt sich auf die herrschaftlichen Tagelöhner und die Bauern.
Außerdem gibt es noch 108 Schweine, 5 Ziegen und 80 Bienenstöcke.

Quelle: Berghaus, Landbuch des Herzogtums Kaschubien